Fulda/Hünfeld – Mit Handschellen wird der 57-jährige Angeklagte in den Saal des Fuldaer Landgerichts geführt. Der Mann aus Hünfeld soll zwischen November 2011 und Mai 2014 drei Kinder aus Familien seines Bekanntenkreises sexuell missbraucht haben und sie dabei auch noch fotografiert haben, um die Bilder zu verkaufen. Bei der Anklageverlesung am Dienstagmorgen wird das unglaubliche Ausmaß der angeschuldigten Taten öffentlich.
„Zum Schutz der Persönlichkeitsrechte des Angeklagten” soll die Öffentlichkeit bei der Anklageverlesung ausgeschlossen werden, beantragt die Verteidigerin des Angeklagten. Denn die Verlesung der Anklage berühre den Intimbereich des mutmaßlichen Kinderschänders. Das Gericht zieht sich zurück. Nach etwa 20-minütiger Beratung trägt der Richter die Entscheidung vor: kein Ausschluss der Öffentlichkeit. Das Interesse an der Verhandlung ist groß. Vertreter aller großen regionalen Medien sind im Landgericht Fulda. Zusätzliche Stühle müssen in den Saal getragen werden. Als der Angeklagte mit Handschellen in den Raum geführt wird, richtet sich eine Vielzahl von Kameras auf ihn, er verdeckt sein Gesicht mit einem Leitz-Ordner. Zum Beginn der Verhandlung nimmt er ihn weg. Der 57-Jährige ist bleich im Gesicht, er wirkt stark angespannt. Angeklagter soll misshandelte Jungen fotografiert haben Nach Ablehnung des Antrags der Verteidigerin wird die Anklage von der Staatsanwältin vorgelesen. Es ist eine Unmenge an ungeheuren Anschuldigungen, die dem Hünfelder vorgeworfen werden. In seiner Wohnung in Hünfeld soll er im Zeitraum von November 2011 und Mai 2014 mehrmals zwei Kinder, einen sechs und einen sieben Jahre alten Jungen, sowie später einen 13-Jährigen sexuell missbraucht haben. Es kam laut Anklage zu unterschiedlichen sexuellen Handlungen zwischen dem Mann und den Jungen sowie nach Aufforderung durch den Hünfelder zu unterschiedlichen sexuellen Handlungen zwischen den Jungen. Dabei soll der 57-Jährige fotografiert haben, um anschließend die Bilder an einen Dritten weiterzugeben. Laut Staatsanwältin nahm er dabei billigend in Kauf, dass die Fotos weiterverbreitet wurden. Die Verhandlung wird am Mittwoch fortgesetzt. Vorraussichtlich werden dabei die misshandelten Kinder unter Ausschluss der Öffentlichkeit vernommen. Der 57-Jährige sitzt aktuell in der JVA Fulda ein, er ist seit Juni 2014 in Untersuchungshaft.. Er hat selbst zwei mittlerweile erwachsene Kinder. Für den Prozess hat das Gericht drei Verhandlungstage vorgesehen. Ein Urteil könnte bereits am Donnerstag gesprochen werden. Wer Kinder unter 14 Jahren sexuell missbraucht, um Fotos oder Filme davon zu verbreiten, wird mit mindestens zwei Jahren Gefängnis bestraft. Einzigartig in Hessen: In Gießen gibt es ein Projekt gegen Kindesmissbrauch, bei dem sich Pädophile selbst in Behandlung geben. Erfahren Sie hier mehr.