Etwa drei Meter sitzt die Mutter von dem Mann entfernt, der ihren schwerbehinderten Sohn sexuell missbraucht haben soll. Manchmal vergräbt sie ihre Hände im Gesicht, die meiste Zeit aber versucht sie, den Logopäden mit ihren Augen zu fixieren. So als suche sie Antworten darauf, wie einer ist, der zu so etwas in der Lage sein soll. Der Sprachtherapeut muss sich seit Donnerstag wegen schweren sexuellen Missbrauchs, der Verbreitung kinderpornografischer Schriften und Vergewaltigung am Landgericht Würzburg verantworten. Er sollte sieben zum Teil schwer behinderten Buben beim Spracherwerb helfen, in seiner eigenen Praxis und zwei Würzburger Kindertagesstätten. Stattdessen hat er sich laut Anklage über Jahre an ihnen vergangen, hat seine Taten fotografiert und gefilmt und das Material im Darknet, dem nicht öffentlich zugänglichen Teil des Internets, verbreitet.
Dies ist ein besonderer Prozess. Das Schutzbedürfnis der Buben, die zum Zeitpunkt der angeklagten Taten zwischen zwei und sechs Jahre alt waren, ist umfassender kaum denkbar. Und so muss die Öffentlichkeit selbst bei der Verlesung von Neben-Anträgen den Saal verlassen, auch die Anklageverlesung ist nicht öffentlich. Aus erster Hand wird man also wenig erfahren über diesen Prozess, der bis April terminiert ist. Was aber in der Mutter vorgeht, die da schräg hinter dem Angeklagten Platz genommen hat, darüber gibt ihr Anwalt vor dem Gerichtssaal einen Einblick.