KINDESMISSBRAUCHVERHAFTETE TÄTER

AWO-Erzieher zwingt Kinder zum Sex

„Leider können wir in keinen Menschen hineinschauen“, sagt Sascha Braun. Der Sprecher der Berliner Arbeiterwohlfahrt (AWO) verweist darauf, dass Erzieher und Betreuer in AWO-Einrichtungen vor der Einstellung und in regelmäßigen Abständen ein polizeiliches Führungszeugnis vorlegen müssen. Eine hundertprozentige Garantie dafür, dass sie nicht straffällig würden, gebe es aber nicht.Ein 47-jähriger Erzieher der AWO ist nach Auskunft der Berliner Staatsanwaltschaft mindestens sieben Mal straffällig geworden. Er hatte ein sauberes Führungszeugnis. Wie berichtet soll der Mann bereits vor acht Jahren mindestens drei elfjährige Jungen sexuell missbraucht und dies auf Video aufgezeichnet haben. „Es handelte sich unserer Ansicht nach um schweren sexuellen Missbrauch“, sagt der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Michael Grunwald. Der Mann war Ende Juli verhaftet worden, nachdem die Mutter eines inzwischen 18-jährigen Opfers eine DVD gefunden hatte, auf der die sexuellen Handlungen zwischen dem Erzieher und ihrem damals elfjährigen Sohn dokumentiert sind.Der Beschuldigte arbeitete seit 1998 in einer Einrichtung der „AWO pro Mensch GmbH“ in Marzahn. Hier leben Kinder aus so genannten Problemfamilien, die das Jugendamt zu ihrem Schutz von ihren Eltern getrennt hat. „Natürlich ist es besonders bitter, wenn sie ausgerechnet dort, wo sie Schutz finden sollen, zu Schaden kommen“, sagt die Leiterin der Einrichtung, Sabine Kremer. Sie sei ebenso wie alle Kollegen total geschockt gewesen, als die Mutter des Opfers sie informierte. „Wir haben so viel getan, um so etwas zu verhindern, aber es hat offenbar nicht gereicht“, sagt Kremer. Sie habe die anderen Eltern sofort kontaktiert, bislang gebe es keine Hinweise auf weitere Missbrauchsfälle. Man werde jetzt noch sensibler darauf achten, dass die Regeln eingehalten werden. So dürfen Mitarbeiter nicht allein mit einem Kind in einem geschlossenen Raum sein, beispielsweise im Badezimmer. Auch das Übernachten der Kinder in privaten Wohnungen der Betreuer sei untersagt, ebenso Geschenke der Erzieher an ihre minderjährigen Schützlinge.Experten von Sozialverbänden in Berlin ist bekannt, dass Pädophile dazu neigen, Berufe zu wählen, in denen sie engen Kontakt mit Kindern oder Jugendlichen haben, etwa als Erzieher in der Heimbetreuung oder in betreuten Wohngruppen, sagt Heiko Krebs, Sprecher der EJF-Lazarus Gesellschaft.Sozialtherapeutische Hilfe für sexuell missbrauchte Kinder und ihre Familien bietet der Verein Kinder im Zentrum (Kiz) seit rund 20 Jahren an. „Wir gehen auch in Einrichtungen, in denen so etwas vorkommt“, sagt Kiz-Leiterin Sigrid Richter-Unger: „In diesem Fall haben uns die Kollegen sofort um Hilfe gebeten und sind offen mit dem Thema umgegangen. Das ist nicht überall so. Oft wird versucht, das Geschehen zu verheimlichen.“ Nach Richter-Ungers Erfahrung schade diese Einstellung den Opfern. Inzwischen sei allerdings die Sensibilität beim Thema sexueller Missbrauch von Kindern in der Gesellschaft insgesamt gestiegen.

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