KINDESMISSBRAUCH

Entsetzen über Missbrauch in ultraorthodoxen Gemeinden

(afp) In Israel haben Missbrauchsfälle in mehreren ultraorthodoxen Gemeinden Entsetzen ausgelöst: Die Polizei nahm laut eigenen Angaben 22 strenggläubige Juden fest, die über einen Zeitraum von zwei Jahren Dutzende von Kindern, Jugendlichen und Frauen sexuell missbraucht haben sollen.

Taten vertuscht

Die ultraorthodoxen Gemeinden hätten die Taten vertuscht, erklärte die Polizei am Montag . Die 22 Männer im Alter von 20 bis 60 Jahren stammen laut den Angaben aus Jerusalem, Beit Schemesch, Bnei Brak und der Siedlung Beitar Ilit im besetzten Westjordanland.

Israels expansive Ultraorthodoxe

Ulrich Schmid (Text) und Jonas Opperskalski (Bilder) 03.02.2017

Die mutmasslichen Sexualstraftaten seien unter der Aufsicht von Rabbinern zunächst nur von Gemeindemitgliedern untersucht worden, erklärte die Polizei. Die Fälle wurden demnach auf kleinen Notizblöcken dokumentiert.

«Eine Art Behandlung»

In internen Verfahren sei entschieden worden, was die Verdächtigen tun müssen, um ihre Taten vor den Behörden geheim zu halten, erklärte die Polizei. In den meisten Fällen hätten sie sich «einer Art Behandlung» unterziehen müssen. Dutzende von Opfer hätten dagegen nicht die «notwendige Behandlung» erhalten.

In Jerusalem versuchten Gemeindemitglieder, die Festnahmen zu verhindern. Die Polizisten wurden angeschrien und mit Steinen beworfen, wie die Polizei mitteilte. Die Fensterscheiben von zwei Polizeiautos gingen zu Bruch.

Einige Radikale lehnen den Staat ab

Die Verdächtigen sollen laut Angaben der Polizei zunächst verhört und dann gegebenenfalls vor Gericht gestellt werden. Wie eine Polizeisprecherin sagte, wurden zunächst nur die mutmasslichen Sexualstraftäter festgenommen. Die Gemeindemitglieder, die die Straftaten dokumentiert und vertuscht haben sollen, wurden demnach bisher nicht in Gewahrsam genommen.

Ultraorthodoxe Juden machen in Israel rund zehn Prozent der Bevölkerung aus. Sie leben nach strengem jüdischen Glauben. Einige besonders radikale Gruppen lehnen den Staat ab. Sie versuchen, sich den Justiz- und Strafverfolgungsbehörden zu entziehen und halten sich nur an ihre Religionsgesetze und Weisungen der Rabbiner.

«Wenn ich das überlebe . . .»

Das Aufwachsen in einer strenggläubigen Gemeinde bedeutet Druck und Enge, aber auch ein Mass an Sicherheit und Ordnung. Der Schritt in die Freiheit fordert meist einen hohen Preis.

Albertine Bourget 09.12.2015

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Die religiösen Parteien haben im Kabinett Netanyahus massiv an Einfluss gewonnen. Sie nutzen ihre neue Stärke entschlossen.

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