Hannover (dpa/lni) – Wegen schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern und Jugendlichen muss sich ein ehemaliger Fußballtrainer seit Donnerstag vor dem Landgericht Hannover verantworten. Der 52-Jährige soll laut Anklage seinen 13 bis 17 Jahre alten männlichen Opfern eine besondere Fußballförderung angeboten haben. Dafür seien körperliche «Untersuchungen» erforderlich, soll er den Jugendlichen erzählt haben. Diese seien dabei teilweise vollständig entkleidet gewesen.
Die medizinisch nicht indizierten «Untersuchungen» sollen in einem Hotel in Hannover, in der Gartenlaube des Angeklagten bei Hannover sowie in den Räumlichkeiten der Schule, darunter den Umkleidekabinen, stattgefunden haben. Der Angeklagte arbeitete demnach als Berufseinstiegsbegleiter an der KGS Ronnenberg und leitete dort unter anderem eine Fußball-AG. Außerdem war er als Fußballtrainer eines Sportvereins nahe Hannover tätig. Er habe die mit dem Betreuungsverhältnis verbundene Abhängigkeit der Jungen ausgenutzt, warf ihm die Staatsanwaltschaft vor.
Laut Anklage soll der 52-Jährige zudem einigen Jungen Geld gegeben oder zumindest versprochen haben. Auch Fußballschuhe und einen Sponsor soll er ihnen in Aussicht gestellt haben. Dabei hatte er laut Staatsanwaltschaft einen Sportmanager mit dem Namen «Armin» erfunden, der über WhatsApp mit den Jungen kommunizierte. Tatsächlich soll der Angeklagte selbst die Nachrichten geschrieben haben.
Die sexuellen Übergriffe sollen sich von Januar 2018 bis Juni 2019 ereignet haben, teilweise bis zu viermal am Tag. Mitte Juni diesen Jahres wurde der Angeklagte auf dem Parkplatz eines Einkaufsmarktes in Ronnenberg (Region Hannover) festgenommen. Er kam in Untersuchungshaft. Eltern von betroffenen Kindern hatten sich an die Polizei gewandt.
Angeklagt sind 42 Fälle. Der korpulente Mann, der zum Prozessauftakt einen Pullover mit auffällig roter Kapuze trug und kurz rasierte Haare hat, blickte bei der Verlesung der Anklage nach unten. Er antwortete sehr leise auf die Fragen des Vorsitzenden Richters. Der Angeklagte kündigte eine umfassende Aussage an. Die Öffentlichkeit wurde nach Verlesung der Anklage von dem Prozess ausgeschlossen. Das Landgericht hat zunächst vier Verhandlungstage anberaumt.