Der ehemalige Trainer Jerry Sandusky ist wegen mehrfachen Kindsmissbrauchs zu mehreren Jahrzehnten Haft verurteilt worden. Der 68-Jährige muss mindestens 30 und maximal 60 Jahre ins Gefängnis, was de facto einer lebenslangen Strafe gleichkommt.Das Urteil wurde vom Centre County Court in Bellefonte im US-Gliedstaat Pennsylvania ausgesprochen.
Sandusky war vor elf Monaten verhaftet und im Juni des 45-fachen Kindesmissbrauchs für schuldig befunden worden. Während eines Zeitraums von 15 Jahren hatte er 10 Knaben sexuell missbraucht. Seine Taten beging er in seiner Funktion als Assistenztrainer der bis dahin angesehenen amerikanischen Penn State University. Die Hochschule war nach Bekanntwerden der Verbrechen mit einer Geldstrafe von 60 Millionen Dollar belegt worden. Für vier Jahre wurde sie von allen Play-off-Spielen verbannt, ausserdem wurden sämtliche Siege seit 1998 aberkannt. In den amerikanischen Medien ist im Zusammenhang mit Sanduskys Verurteilung von einem der schlimmsten Skandale im US-Sport die Rede.
Für besondere Empörung sorgte der Verurteilte, weil er während des Prozesses keinerlei Schuldbewusstsein zeigte und sich selber in der Rolle des Opfers einer Verschwörung sah, die von Anwälten, den Medien und der Universität angezettelt worden sein soll. Sandusky plant gemäss übereinstimmenden Berichten, in die Berufung zu gehen.
Dem Prozess gingen umfangreiche Ermittlungen voran, die vom ehemaligen FBI-Direktor Louis Freeh geleitet wurden. Im Verlauf des Sommers kam Freeh auch zum Schluss, dass die Führung der Universität Kenntnis von Anschuldigungen gegen Sandusky hatte, die ganze Angelegenheit aber unter Verschluss halten wollte, um schlechte Publicity zu vermeiden.
Als dies nicht mehr möglich war, wurde mit Sanduskys Verhaftung im November letzten Jahres auch Joe Paterno entlassen; der Headcoach des Football-Teams genoss zuvor einen Ruf als lebende Legende, er coachte das Football-Team, die Penn State Nittany Lions, von 1966 bis 2011. Paterno starb drei Monate nach seiner Entlassung im Alter von 85 Jahren an Lungenkrebs.
Daneben wurde auch der Rektor der Universität entlassen, und zwei leitende Angestellte werden sich im Januar vor Gericht verantworten müssen, weil sie es unterlassen hatten, Verdächtigungen gegen Sandusky zu melden.