
Kiel/Karlsruhe | Das Martyrium des Jungen (9) aus Baden-Württemberg dauerte zwei Jahre. Gegen Bezahlung ließ ihn seine Mutter von Pädophilen vergewaltigen. Am Ende meldete sich ein Kunde mit Tötungsfantasien. Er gehört zu den gefährlichsten Kinderschändern Schleswig-Holsteins.
IT-Spezialist Daniel V. aus Wulfsdorf (Kreis Ostholstein) war im September 2010 zu zehn Jahren Haft mit anschließender Sicherungsverwahrung verurteilt worden. Er hatte geplant, ein kleines Mädchen zu entführen, zu foltern und beim Sex zu erwürgen. Allerdings kassierte der Bundesgerichtshof das Urteil. Bereits 2015 öffneten sich die Tore der Justizvollzugsanstalt Lübeck für Daniel V. – und er suchte offenbar wieder einen Weg, seine Fantasien auszuleben.
Beamte des Mobilen Einsatzkommandos überwältigten ihn am 3. Oktober, als er nach Karlsruhe reiste, um den Neunjährigen zu quälen. In seinem Rucksack hatte er Fesseln verstaut. Zum Zeitpunkt der Festnahme war der Junge bereits zwei Wochen in staatlicher Obhut. Nach Informationen des sh:z hatten Ermittler die Kommunikation mit Daniel V. übernommen, den Treffpunkt vereinbart.
Wer ist Daniel V.?
Im Jahr 2000, damals wohnte er im Kreis Segeberg, veröffentlichte er im Internet eine Anleitung zum Mädchenmord und beschrieb, wie Amanda, ein fiktives neunjähriges Opfer, entführt, missbraucht und erstickt wird. Auf seiner Festplatte hortete er fast 18.000 kinderpornografische Bilder und Filme. Das Amtsgericht Bad Segeberg verurteilte ihn zu zwei Jahren auf Bewährung, Daniel V. absolvierte drei Sexualtherapien.
Danach heiratete er und wurde Vater eines Jungen. Als seine Frau sich von ihm trennte, suchte er im Internet Gleichgesinnte für seine Tötungsfantasien. Im Pädophilen-Forum „Zauberwald“ traf er auf einen Holländer, der sich bereit erklärte, mit ihm ein acht Jahre altes Mädchen zu vergewaltigen und zu ermorden.
Daniel V. mietete eine Ferienwohnung für die Tat. Gleichzeitig verabredete er sich mit Bernhard B. (38), einem Informatiker aus der Schweiz, zum „Boy-Tausch“. In einem Landgasthof im Harz wollten sich die Väter ihre Söhne zum sexuellen Missbrauch zur Verfügung stellen. Der Junge von Daniel V. war damals drei Jahre alt, sollte mit Schlaftabletten betäubt werden. Beide Verbrechen verhinderte die Polizei. Spezialkräfte stürmten die Wohnung von Daniel V., dem es nicht mehr gelang, seine Festplatten zu verschlüsseln. Darauf lagen über 200.000 Bilder und Videos mit teilweise extremen Gewaltdarstellungen an Kindern.
Im Prozess vor dem Landgericht Kiel bescheinigte der Gutachter Daniel V. trotz seiner sadistischen Pädophilie volle Schuldfähigkeit. Der Staatsanwalt warnte in seinem Plädoyer: „Wegen der abartigen Neigung ein Kind qualvoll zu töten, sind mit hoher Wahrscheinlichkeit weitere Straftaten zu erwarten.“ Daniel V. bekam zehn Jahre und Sicherungsverwahrung – ging aber in Revision. Und der Bundesgerichtshof hob das Urteil auf.
Axel Bieler, Sprecher der Kieler Staatsanwaltschaft: „Die Verabredung zum Mord eines Kindes fand im ,Zauberwald‘-Livechat statt. Weil es vom Zufall abhing, ob ein Chatpartner gerade erreichbar ist, hielt der Bundesgerichtshof die Kommunikation für zu unverbindlich, um eine Abmachung im realen Leben einzufordern.“
Anders war es bei dem Schweizer, hier wurden Mobilnummern getauscht. In einem neuen Prozess wurde V. wegen Verabredung zum schweren sexuellen Missbrauch zu fünf Jahren und acht Monaten Haft verurteilt, die er vollständig absaß. Die Sicherungsverwahrung war jedoch weggefallen. Nach der Freilassung sei bis 2020 Führungsaufsicht durch einen Bewährungshelfer angeordnet worden, betont Bieler. Wieder musste Daniel V. an einer Therapie teilnehmen, die offenbar ohne Erfolg blieb.
„Die Beschuldigten sollen jeweils mehrere tausend Euro für den Missbrauch gezahlt haben“, sagte Michael Mächtel, Sprecher der Staatsanwaltschaft Freiburg gestern. Neben Daniel V. sitzen sieben weitere Verdächtige in Haft, darunter die Mutter (47) und ihr Lebensgefährte (37), die sich beide ebenfalls an dem Jungen vergangen haben sollen. Der zweite Tatverdächtige aus Schleswig-Holstein ist ein Vater aus Neumünster, der seine acht Jahre alte Tochter missbraucht hat. Bilder davon wurden bei den Ermittlungen gefunden.– Quelle: https://www.shz.de/18799926 ©2020