Ein Erzieher hat vor dem Hamburger Landgericht gestanden, mehrere Mädchen und Jungen in einer kirchlichen Kita und in seiner Wohnung sexuell missbraucht zu haben. Außerdem räumte der 30-Jährige am Montag beim Prozessauftakt ein, dass er massenweise kinderpornografische Fotos von den Opfern gemacht hat. Der Angeklagte legte allerdings erst nach stundenlangem zähen Ringen ein umfassendes Geständnis ab.
Im Gegenzug kann er damit rechnen, für höchstens fünfeinhalb Jahre ins Gefängnis zu kommen. Außerdem wird ihm das Gericht aller Voraussicht nach ein Berufsverbot auferlegen. Dafür soll ein Fall – der Missbrauch eines vier Jahre alten Jungen – eingestellt werden.
Auf diesen sogenannten Deal hatten sich alle Beteiligten vor der Aussage des Erziehers geeinigt. Den Opfern sollen damit schwierige Vernehmungen vor Gericht und mögliche Glaubwürdigkeitsgutachten erspart werden.
Als der Erzieher in seiner Aussage jedoch plötzlich manche Vorwürfe vehement bestritt und sich mehrfach in Widersprüche verwickelte, stand die Verständigung zwischenzeitlich auf der Kippe. Als der Mann die Vorwürfe schließlich doch einräumte, sagte er: „Es tut mir leid, das Thema ist für mich einfach so mit Scham besetzt.“
Unsittlich berührt und in aufreizenden Posen fotografiert
Der 30-Jährige aus Norderstedt ist wegen neun Sexualstraftaten angeklagt. Die Opfer sind nach seinen Angaben Mädchen und Jungen im Alter von drei bis neun Jahren. Der Angeklagte räumte unter anderem ein, er habe die Kinder unsittlich berührt – und sie in sexuell aufreizenden Posen fotografiert. Demnach hat er bei seiner Arbeit in einer kirchlichen Kita in Hamburg-Schnelsen und beim Babysitten in seiner Wohnung in Norderstedt Hunderte Aufnahmen gemacht.
Der Erzieher gab zu, er habe sich auch als Babysitter angeboten. Im Februar vertraute ihm eine Mutter ihre vierjährige Tochter übers Wochenende an. In seiner Wohnung machte er fast 280 digitale Aufnahmen und ein Video von der Kleinen – und als sie nachts schlief, fertigte er weitere Bilder an. Laut seinem Geständnis hat er sie zudem an den Geschlechtsteilen berührt und ihr dabei so wehgetan, dass sie weinte.
Die Anklage geht von einem Tatzeitraum zwischen September 2012 und Februar 2013 aus. Der Pädagoge sitzt seit Mitte April in Untersuchungshaft. Die Eltern von vier Kindern treten vor Gericht als Nebenkläger auf.
Aus Angst vor Ablehnung keine Hilfe gesucht
Der 30-Jährige wirkte vor Gericht zunächst völlig ungerührt – bis er seine Aussage machte und dabei unvermittelt in Tränen ausbrach. Er erzählte von einer problematischen Kindheit, in der er gemobbt worden sei und sich ausgegrenzt gefühlt habe. Erst mit der Ausbildung zum Erzieher sei es für ihn bergauf gegangen: „Weil ich plötzlich jemand war.“
Die Kinder, die Eltern und die anderen Erzieher hätten ihn anerkannt. Nach einiger Zeit in der Ausbildung habe er festgestellt, dass seine Gefühle für die Kinder „über das normale Maß“ hinausgingen. Aus Angst vor Ablehnung habe er sich aber nicht getraut, Hilfe zu suchen.
Der Erzieher war laut Anklage bis Januar 2013 in der kirchlichen Kita in Hamburg-Schnelsen angestellt. Die Ermittlungen waren in Gang gekommen, nachdem eine Mutter Hinweise auf einen Missbrauch gesehen und Anzeige erstattet hatte.