Kinderporno-Fall: Bis zu 6,5 Jahre Haft gefordert

Wie lange muss der wegen Kindesmissbrauchs angeklagte Erzieher Kevin F. (31) ins Gefängnis? Im Prozess um die Vorwürfe gegen den früheren Heilbronner Kindergartenleiter wird das Heilbronner Landgericht heute ein Urteil fällen.

In dem Verfahren, das aus Opferschutzgründen teilweise unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfand, hat die Staatsanwaltschaft am Donnerstag fünfeinhalb Jahre Haft gefordert. Der Verteidiger plädierte auf vier Jahre Haft, die Familie des missbrauchten Kindes als Nebenklägerin wünscht sich sechseinhalb Jahre.

Verteidiger spricht von Verantwortung

„Wir sind überzeugt, dass das Gericht ein faires und sachgerechtes Urteil fällen wird“, sagte Verteidiger Thomas Amann gestern auf Anfrage. Sein Mandant stelle sich seiner Verantwortung. Im Gericht habe er sich bereit erklärt, dem missbrauchten Jungen ein Schmerzensgeld von 20.000 Euro zu zahlen, sagte Amann. „Das hat die Kraft eines Urteils.“

Weil er den damals acht bis zwölf Jahre alten Jungen, den er in einem anderen Kindergarten kennengelernt hatte, in seiner Wohnung mehrfach für Oralsex und Aufnahmen von Genitalien missbrauchte, war der 31-Jährige angeklagt. Da eine Tat im Schlaf des Jungen erfolgte, lautet ein Vorwurf Vergewaltigung. F. hat zudem Genitalfotos zweier schlafender Jungen auf einer Kinderfreizeit gemacht und zu Hause tausende Bilder mit kinderpornografischem Inhalt aus dem Internet besessen.

Vor Gericht hat F. alle Vorwürfe eingeräumt. Der missbrauchte Junge musste nicht aussagen.

Gibt es ein Berufsverbot?

Spannend wird auch sein, ob das Gericht ein Berufsverbot gegen den Erzieher verhängt. Die Familie des Jungen hatte es im Plädoyer gefordert. Nach Angaben seines Anwalts will Kevin F. in der Haft eine Sexualtherapie machen und später nie mehr mit Kindern arbeiten. Der Staatsanwalt sieht ein Berufsverbot als problematisch an – weil F. die Taten nicht im Zusammenhang mit seiner Berufsausübung begangen habe.