Anzeige Ein ehemaliger Trainer eines Kieler Kanuvereins ist am Donnerstag wegen sexuellen Missbrauchs Schutzbefohlener in drei Fällen und einem Fall von Kindesmissbrauch zu einem Jahr und neun Monaten ohne Bewährung verurteilt worden. In der Urteilsbegründung kritisierte der Vorsitzende Richter der Jugendstrafkammer des Kieler Landgerichts massiv die unzureichende Befragung der Opfer durch die Polizei als “insgesamt kurz und oberflächlich”. In einem Fall seien es nur 17 Minuten, im anderen 20 Minuten gewesen, sagte der Vorsitzende Richter. Insgesamt hätten so nur vier der angeklagten elf Fälle bewiesen werden können, sagte der Vorsitzende Stefan Becker. In den übrigen Fällen wurde der 36-Jährige freigesprochen. Er muss den beiden damals 13 und 15 Jahre alten Opfer 1500 und 3000 Euro Schmerzensgeld zahlen. Vor der Jugendstrafkammer waren ursprünglich elf Fälle von 2004 bis 2009 angeklagt. Das Gericht hielt aber nur Taten aus dem Jahr 2009 für erwiesen, sagte Becker. Staatsanwaltschaft forderte sieben Jahre Haft Anzeige Der Vorsitzende betonte, dass bei den Jungen nichts für eine bewusste Falschaussage spreche. Bei einem betroffenen Kind habe es aber vor Gericht in den Aussagen so massive Abweichungen gegenüber den Vorwürfen gegeben, dass sich die angeklagten Taten nicht beweiskräftig feststellen ließen. Was er vor Gericht geschildert habe, spreche zwar für jahrelangen Missbrauch. “Aber ein Angeklagter kann nur für die angeklagten Taten verurteilt werden und nur wenn sich diese Taten erweisen lassen”, sagte der Vorsitzende. Während des Prozesses hatte der 36-Jährige geschwiegen. Die Staatsanwaltschaft hatte für sieben Fälle vier Jahre Haft gefordert. Die Verteidigung hatte Freispruch verlangt. Der Prozess war im ersten Anlauf vergangenes Jahr geplatzt, weil der Angeklagte seinen Verteidiger entließ und ein Wahlverteidiger das Mandat zurückgab. Daraufhin ordnete das Gericht einen Pflichtverteidiger bei. Der 36-Jährige galt als beliebter Trainer. Zu den Übergriffen kam es laut Anklage während Kanuferien und Trainingslagern unter anderem im Harz. Er lud auch Kinder zu Videoabenden bei sich zu Hause ein. Anfang 2010 erstattete die Mutter eines zur Tatzeit 13-jährigen Jungen Strafanzeige, nachdem sich das Kind ihr offenbarte. Er begrapschte die Genitalien der schlafenden Kinder Anzeige Zu den Übergriffen kam es demnach während Kanuferien und Trainingslagern unter anderem im Harz. Er habe auch Kinder zu Videoabenden bei sich zu Hause eingeladen. Laut Anklage begrapschte der Jugendtrainer die Genitalien der Kinder, zum Teil während sie schliefen. Er soll aber von den Kindern abgelassen haben, wenn sie sich wegdrehten. Der Mann wurde Anfang 2010 von der Mutter eines zur Tatzeit 13-jährigen Jungen angezeigt. Das Kind hatte sich der 47-Jährigen offenbart, als sie gemeinsam im Radio eine Nachricht von einem Lehrer hörten, der gerade wegen Kindesmissbrauchs verurteilt worden war. “Das ist ja die Scheiße”, habe ihr Sohn mehrfach gesagt, sein Trainer habe das auch gemacht. Der Mann habe ihn angefasst, aber ihn in Ruhe gelassen, als er sich zur Seite drehte. Nach Beratungen mit dem Kindesschutzbund und nachdem sie auch von anderen betroffenen Kindern hörten, erstattete die Mutter Strafanzeige. Kanuverein unterstützte das Opfer nicht Anzeige Vor Gericht deutete die Frau an, dass sie nach Bekanntwerden der Vorwürfe die Unterstützung des Kieler Kanuvereins gerade auch für ihren Sohn vermisst habe. Ihr Kind wäre gern im Verein geblieben, aber “der Verein hielt nicht zu ihm und die Mannschaft auch nicht.” Der Junge habe befürchtet, dass man nicht ihm sondern dem Trainer glaube. Der 36-Jährige galt als beliebter Trainer. Angeblich gab es aber bereits früher einen einschlägigen Prozess gegen den 36-Jährigen, der aber mit Freispruch endete.
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