Lüneburg
LÜNEBURG. „Es hat sich ausgezaubert“, fand Rechtsanwältin Ute Rettel, als Vertreterin der Opfer, schon im Plädoyer deutliche Worte.
Der einschlägig vorbestrafte Angeklagte hatte während des 15 Monate andauernden Prozesses alle Beteiligten über die Maßen strapaziert, weil er bis zum 43. Prozesstag rund 300 verschiedene Anträge stellte. Zu zahlreichen Befangenheitsanträgen gegen Staatsanwalt, Sachverständige und Kammer gesellten sich seitenlange Eingaben und stundenlange Monologe mit dem Ergebnis, dass seitdem ein Mediziner zu jedem Sitzungstag die Prozessfähigkeit attestierte. „Sie haben nicht einmal halt gemacht, Opfer und Zeugen zu verhöhnen“, rief der Vorsitzende die zahllosen Beleidigungen und Verschwörungstheorien noch einmal in Erinnerung, mit denen „der Angeklagte den Prozess über Monate verschleppt hat“, betonte Anwältin Rettel empört über „das schamlose Ausnutzen des Rechtssystems“.
Verteidigerin Tanja Brettschneider aus Hannover kapitulierte schon beim dritten Sitzungstermin im Februar vergangenen Jahres, versuchte gar nicht erst die durchweg unsachlichen Beiträge des Angeklagten zu verhindern, plädierte zum Ende gar auf Freispruch, obwohl die Beweislage schon nach der Aussage der beiden zwölfjährigen Jungen am zweiten Prozesstag erdrückend und unwiderlegbar war. Mit dem Versprechen, ihnen Zaubertricks beizubringen hatte der Angeklagte die beiden Kinder vor zwei Jahren in seine Wohnung gelockt, ihnen Whiskey zu trinken gegeben und sich ihnen dann sexuell genähert. Die Tathandlung war glaubhaft beschrieben worden, ebenso unzweifelhaft war auch die Bewertung der Sachverständigen zur Glaubwürdigkeit der beiden Kinder.