
Anzeige Nach der Festnahme eines Erziehers, der mindestens drei Kinder sexuell missbraucht haben soll, prüfen Polizei und Staatsanwaltschaft derzeit, ob der 47-Jährige für weitere Sexualstraftaten verantwortlich ist. Bei der Durchsuchung der Wohnung und des Büros von Wolfgang G., der bis vor wenigen Wochen in einem Kinderheim in Marzahn gearbeitet hat, wurde umfangreiches Material sichergestellt, dass jetzt untersucht wird. Der mittlerweile in Untersuchungshaft sitzende Beschuldigte selbst schweige bislang zu allen Vorwürfen, sagte Justizsprecher Michael Grunwald gestern. Derzeit, so Grunwald, gehe die Staatsanwaltschaft von mindestens sieben Fällen des sexuellen Missbrauchs, verübt an drei Kindern, aus. Die Missbrauchsfälle sollen sich wie berichtet bereits im Jahr 2000 in einem von einer Tochtergesellschaft der Arbeitwohlfahrt (AWO) betriebenen Kinder- und Jugendheim ereignet haben. Die drei bislang bekannten Opfer waren zu dem Zeitpunkt elf Jahre alt. In der Einrichtung für betreutes Wohnen war Wolfgang G. seit der Gründung 1998 beschäftigt. Nach bisherigen Erkenntnissen hat G. die Taten zumindest teilweise per Video aufgezeichnet. Anzeige Dies wurde ihm vor wenigen Wochen zum Verhängnis, als er vermutlich aus Versehen ausgerechnet einem ehemaligen, inzwischen volljährigen Opfer eine DVD lieh, auf der der Missbrauch des Jungen aufgezeichnet worden war. “Offenbar hat der Mann nicht mehr daran gedacht, dass sich gerade auf dieser DVD eine alter Film über seine Missbrauchshandlungen befand”, sagte ein Ermittler gestern. Der ehemalige Heimbewohner gab die DVD Ende 07 seiner Mutter, die umgehend die Heimleitung informierte. Diese wiederum kündigte Wolfgang G. fristlos und erstattete Anzeige. Unterdessen hat die AWO gestern Vorwürfe zurückgewiesen, die skandalösen Vorfälle in dem Heim am Hultschiner Damm sei nicht rechtzeitig aufgedeckt worden. AWO-Sprecher Sascha Braun verwies darauf, dass es seine Institution gewesen sei, die sofort nach Bekanntwerden der Taten die Staatsanwaltschaft eingeschaltet habe. Zu der Kritik sagte Braun weiter, Mitarbeiter würden regelmäßig geschult, um Fälle von sexuellem Missbrauch frühzeitig zu erkennen. Doch in diesem Fall griffen die Schulungen offenbar nicht. Auch Kollegen von Wolfgang G. zeigten sich nach Bekanntwerden der Taten entsetzt. Der 47-Jährige galt als überaus zuverlässig. Dass er Kinder unter Vorwänden zu sich nach Hause lockte, um dort sexuelle Handlungen an ihnen vorzunehmen, empfanden viele Mitarbeiter des Heims als “etwas, dass niemand dem Mann zugetraut hätte.” Auch bei Polizei und Justiz ist über einschlägige Vorstrafen von G. nichts bekannt. Anzeige In der Marzahner Einrichtung sind vor allem Kinder aus Problemfamilien und schwierigen sozialen Verhältnissen untergebracht.