KINDESMISSBRAUCHVERHAFTETE TÄTER

Missbrauch in mehr als 400 Fällen

Kleine Jungen kannten sie laut Anklage unter den Aliasnamen “Marco”, “Harry”, “Rentner-Peter” und “Wittenberg-Peter”. Die Männer sollen Kern eines Netzwerkes von Pädophilen gewesen sein. Sie sind 51, 53, 78 und 80 Jahre alt und sollten sich eigentlich gemeinsam vor dem Landgericht verantworten. Nach jahrelangen Ermittlungen und auch Verzögerungen sitzen nun zwei der mutmaßlichen Täter auf der Anklagebank. Die Älteren seien zu krank für einen Prozess, hieß es. In Haft befindet sich keiner der Männer.Sexueller Missbrauch von Kindern in insgesamt 424 Fällen, so die Anklage. 13 Jungen, damals sechs bis 13 Jahre, werden als Opfer aufgezählt. Mutmaßliche Taten, die im 07 2002 begonnen haben sollen: Jens B., der sich “Marco” oder auch “Markus” genannt habe, sei mit einem Jungen in einen Park in Lichtenberg gefahren. Der 51-jährige B., damals Bauunternehmer, ist der Hauptangeklagte. 376 Fälle werden ihm zur Last gelegt. Im Keller des Hauses, in dem er mit seiner Mutter lebte, sei es zu Übergriffen gekommen, in seinem Kleinbus, in der Sauna. Einem 13-Jährigen soll er gedroht haben: “Sonst erzähle ich alles deiner Mutter.”Die Angeklagten schlichen sich in die Familien ein und lockten die Kinder mit GeldKinder aus sozial schwachen Familien sollen die Männer in ihr Netz gelockt haben. Mit etwas Geld. Mal 15 Euro, in anderen Fällen gab es 20 Euro, manchmal 80 Euro. Es sei vor allem B. gewesen, der sich Zugang zu den Familien verschaffte – “indem er bei Einkäufen und anderen Angelegenheiten aushalf sowie finanzielle Hilfe lieferte”. Die Angeklagten sollen sich an Kindern vergangen und auch weiteren Pädophilen die Gelegenheit gegeben haben, die Opfer zu missbrauchen. 46 Taten werden Harald W. zur Last gelegt. Der 53-Jährige war damals im Polizeidienst. Bis er 2009 in einem anderen Verfahren wegen Missbrauchs von Jungen dreieinhalb Jahre Haft erhielt.Warum kommt das mutmaßliche Netzwerk erst jetzt vor Gericht? In einem Antrag der Verteidigung hieß es, im 07 2011 seien die Akten von der Polizei an die Staatsanwaltschaft gegeben worden. Dort sei das Verfahren dann jahrelang nicht vorangekommen. Im 04 2015 seien die Ankläger erst aktiv geworden. Jens B. wurde damals verhaftet. Nach acht Wochen kam er gegen Auflagen frei. Weil keine Flucht- oder Verdunklungsgefahr gesehen wurde. Warum das Verfahren jahrelang stockte, blieb am ersten Prozesstag noch unklar. Ebenso offen blieb, ob sich die Angeklagten zur den Vorwürfen äußern werden. Fortsetzung: Dienstag.

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