KINDESMISSBRAUCH

Nach Freiburger Missbrauchsfall : Schwerer Fall von Kindesmissbrauch auch in Schleswig-Holstein

Kiel | Der massive Missbrauch eines Neunjährigen in Freiburg erschüttert die Öffentlichkeit. Jetzt steht in Kiel ein Vater vor Gericht, der sich brutal an seiner siebenjährigen Tochter vergangen haben soll. Er stand mit einem Freiburger Verdächtigen in Kontakt.

Das Opfer ist schwersttraumatisiert – ihr Peiniger soll der eigene Vater sein. Laut Anklage hat der 32 Jahre alte arbeitslose Mann aus Neumünster seine siebenjährige Tochter mindestens fünf Mal in besonders erniedrigender Weise schwer missbraucht. Der Mann flog durch den Freiburger Missbrauchsfall auf.

Am Freitag begann der Prozess vor dem Kieler Landgericht. Die Schilderungen der Taten sind auch für die Zuhörer eine kaum erträgliche Zumutung. Demnach zeigte der Mann kein Mitleid mit seiner Tochter. Obwohl sie wimmert, weint und vor Schmerzen stöhnt, stoppt er seine sexuellen Übergriffe nicht, sagt die Staatsanwältin zu Prozessbeginn. Sie legt dem Angeklagten insgesamt acht Fälle zur Last. Tatzeit: das Jahr 2016. Die Tatorte: zumeist die eigene Wohnung und ein Waldstück.

Der Mann flog auf, weil er den Missbrauch seiner Tochter auf Video festgehalten und auch im Darknet geteilt haben soll. Ausgerechnet mit dem Mann, der sich derzeit in Freiburg mit der Mutter eines schwer missbrauchten neunjährigen Jungen verantworten muss. Der dort angeklagte 39-Jährige aus Staufen brachte die Ermittler des Landeskriminalamtes Baden-Württemberg auf die Spur des Vaters aus Neumünster.

Er gibt ihnen Mitte Oktober 2017 den entscheidenden Hinweis. Dann geht alles sehr schnell. Das LKA informiert die Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität, eine Sondereinheit der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main. Die leitet ihre Erkenntnisse umgehend an die Staatsanwaltschaft Kiel weiter.

Eine sofortige Hausdurchsuchung reicht aber noch nicht, den 32-Jährigen festzusetzen. Er wird der Wohnung verwiesen, das Jugendamt ist alarmiert. Wenig später, im November 2017, werden dann die Videos sichergestellt. Darauf soll bis ins Detail dokumentiert sein: die Übergriffe des Vaters auf die Tochter und deren ganzes, hilfloses Elend bei den Taten. Die Anklage lautet deswegen auch auf Herstellung und Verbreitung kinderpornografischer Schriften.

Der Norddeutsche sitzt seither in Untersuchungshaft. Nach Angaben des Verteidigers ist er akut gefährdet und in sozialtherapeutischer Betreuung. Seine Tochter ist traumatisiert, sagte ihr Rechtsanwalt am Rande des Verfahrens. Er vertritt das Kind als Nebenklägerin. Ihrer berufstätigen Mutter soll sich das kleine Mädchen nicht offenbart haben. Die 28-Jährige soll nichts von den Übergriffen mitbekommen oder geahnt haben. Während sie arbeitete, passte der Vater zu Hause auf die Kinder auf.

Die Verteidigung kündigte eine Aussage des Angeklagten an, der sich bisher noch nicht erklärt haben soll. Für die Aussage des Mannes beantragte der Verteidiger aber bereits vorsorglich den Ausschluss der Öffentlichkeit – zum Schutz der Intimsphären von Opfer und Täter.

Nach der Anklageverlesung wurde der Prozess bis zum 7. Mai unterbrochen. Die Jugendkammer hat acht Verhandlungstage geplant. Das Urteil könnte demnach Anfang Juni verkündet werden. Schwerer sexueller Kindesmissbrauch wird mit Gefängnis nicht unter zwei Jahren bestraft.– Quelle: https://www.shz.de/19701241 ©2020

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