Nach Selbstmordversuch: Zustand des mutmaßlichen Kinderschänders stabil

Fulda – Nach seinem Selbstmordversuch sei der Zustand des mutmaßlichen Kinderschänders aus Hünfeld stabil, erklärte gestern Oberstaatsanwalt Lars Streiberger auf Anfrage unserer Zeitung. Auf welche Weise sich der 57-Jährige sich das Leben nehmen wollte, darüber gab Streiberger keine Auskunft. Nur so viel: Der Angeklagte war zwischen dem Ende der Plädoyers und der auf 15 Uhr festgelegten Urteilsverkündung in seiner Zelle in der Justizvollzugsanstalt am Rosengarten gewesen.

Ein Verschulden, etwa von Mitarbeitern des Gefängnisses, schließt Oberstaatsanwalt Lars Streiberger nach den ihm bisher bekannten Fakten aus: „Nach den Tatsachen, die ich jetzt habe, sehe ich keine Anhaltspunkte dafür, eine Untersuchung, etwa wegen fahrlässiger Körperverletzung, anzuordnen”, sagte er. Der Gefangene sei nicht als suizidgefährdet eingestuft gewesen, habe auch solches in den Tagen seit Prozessbeginn Dienstag nicht verlauten lassen. Bis zu diesem Zeitpunkt war der Mann in der JVA Kassel untergebracht. Richter: „Damit hätte ich nie gerechnet” Auch Vorsitzender Richter Joachim Becker war über die Nachricht des Selbsttötungsversuchs sehr überrascht: „Damit hätte ich nie gerechnet.” Der Angeklagte sei zwar in der Verhandlung am Vormittag emotionaler als sonst gewesen und habe sich auch bei den Müttern der Opfer mehrfach entschuldigt. „Aber wie eine Art Schlusswort hat sich das nicht angehört”, sagte der Richter. Für kommende Woche war ursprünglich noch ein Verhandlungstermin angesetzt gewesen. Falls der Angeklagte bis dahin wieder auf den Beinen ist und der Prozess weitergeht, wird dann allerdings nicht sofort das Urteil gesprochen. „Wir müssen dann erneut in die mündliche Verhandlung eintreten. Und auch die Plädoyers müssen noch einmal gehalten werden – wenngleich wahrscheinlich als knappe Wiederholung”, sagte der Richter. / lr, sts