KINDESMISSBRAUCH

Pädophiler Pater muss sich dem Kirchengericht stellen

Anzeige Auf den ersten Blick war Pater Peter R. für seine Schüler ein Traumlehrer. Der Religionslehrer und Leiter der Jugendarbeit an der Berliner Jesuitenschule Canisius-Kolleg galt als modern, bewegte sich mit den Jugendlichen auf einer Wellenlänge, fuhr mit ihnen auf Freizeitreisen. Viele mochten ihn wegen seiner lässigen Art. Einerseits. Andererseits kam der Pater seinen Schülern auf gefährliche Weise nah. Er kabbelte sich mit ihnen, kitzelte sie, zog sie auf seinen Schoß, drängte sie zu Gesprächen über Selbstbefriedigung und zur Betrachtung pornografischer Bilder. Irgendwann dann fiel seine letzte Hemmschwelle. Mehr als zehn Jahre war R. am Canisius-Kolleg tätig, nach ersten Beschwerden wurde er 1983 in eine Jesuiten-Pfarrei in Göttingen versetzt. Doch das ganze Ausmaß des Missbrauchsskandals am Canisius-Kolleg, in den neben R. noch mindestens ein anderer Lehrer verwickelt war, kam erst 2010 ans Licht – gefolgt von einer regelrechten Welle von Enthüllungen über sexuellen Missbrauch in Bildungseinrichtungen in ganz Deutschland. Mehr als 100 Schüler soll R. allein am Canisius-Kolleg sexuell missbraucht haben; mindestens 60 davon meldeten sich bei der Missbrauchsbeauftragten des Jesuitenordens. In einem Fall verurteilt – Opfer wurde nicht mal informiert Anzeige Belangt wurde R. aber nur wegen seines letzten belegten Übergriffs, des Missbrauchs einer Elfjährigen 2006 in Hildesheim. Weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit verhandelte das Kirchengericht (Konsistorium) des Erzbistums Berlin diesen Fall 2013. R. wurde nach Aktenlage verurteilt; ihm wurde untersagt, seine Funktion als Priester weiter auszuüben, und er musste 4000 Euro zahlen – an die Kirche, in Raten von seiner auskömmlichen Pension. Das sexuell missbrauchte Mädchen wurde weder gehört noch informiert. Das Vorgehen der katholischen Kirche rief damals viel Kritik hervor. Zumal sie sich auch gar nicht bemüht zu haben schien, weiteren Kontakt zu Opfern des pädophilen Serientäters R. zu suchen. Jetzt aber will das Bistum reinen Tisch machen. Mit einem groß angelegten Aufruf sucht das Konsistorium derzeit nach Zeugen und Opfern des inzwischen 74 Jahre alten pensionierten Paters. Das Kirchengericht unter dem Vorsitz von Weihbischof Matthias Heinrich hat im Namen und im Auftrag der vatikanischen Glaubenskongregation ein Verfahren gegen ihn eingeleitet. Die Verjährungsfrist für die bis ins Jahr 1970 zurückreichenden Taten wurde aufgehoben. Jeder Raum für Kinder soll sicher sein {“title”:”Jeder Raum für Kinder soll sicher sein”,”poster”:”https://www.welt.de/img/vermischtes/mobile158120806/8201352677-ci16x9-w1280/Sexueller-Missbrauch.jpg”,”sources”:[{“src”:”https://weltsfclips-vh.aka05hd.net/i/20160913-170726_ONL_MAZ_Missbrauch_1650_oL/20160913-170726_ONL_MAZ_Missbrauch_1650_oL_,200,1000,1500,2000,.mp4.csmil/master.m3u8″,”extension”:”m3u8″},{“src”:”https://weltn24sfthumb-a.aka05hd.net/20160913-170726_ONL_MAZ_Missbrauch_1650_oL/20160913-170726_ONL_MAZ_Missbrauch_1650_oL_2000.mp4″,”extension”:”mp4″},{“src”:”https://weltn24sfthumb-a.aka05hd.net/20160913-170726_ONL_MAZ_Missbrauch_1650_oL/20160913-170726_ONL_MAZ_Missbrauch_1650_oL_1500.mp4″,”extension”:”mp4″},{“src”:”https://weltn24sfthumb-a.aka05hd.net/20160913-170726_ONL_MAZ_Missbrauch_1650_oL/20160913-170726_ONL_MAZ_Missbrauch_1650_oL_1000.mp4″,”extension”:”mp4″},{“src”:”https://weltn24sfthumb-a.aka05hd.net/20160913-170726_ONL_MAZ_Missbrauch_1650_oL/20160913-170726_ONL_MAZ_Missbrauch_1650_oL_200.mp4″,”extension”:”mp4″}],”isAutoplay”:false,”isMuted”:false,”trackingData”:{“id”:”158117710″,”source”:”Die Welt”,”keywords”:”Sexueller-Kindesmissbrauch,Sexuelle-Nötigung,Sexueller-Kindesmissbrauch,Sexuelle-Belästigung”,”placement”:”Inline”,”title”:”Jeder Raum für Kinder soll sicher sein”,”durationInSeconds”:92,”type”:”video”,”isPremium”:false},”vastUrl”:”https://ib.adnxs.com/ptv?member=7823&inv_code=welt.de-%%VIEWPORT%%-%%SECTION_NAME%%-preroll&kw_vidContentId=158117710&kw_misc=Sexueller-Kindesmissbrauch%2CSexuelle-N%C3%B6tigung%2CSexueller-Kindesmissbrauch%2CSexuelle-Bel%C3%A4stigung&kw_vidWeltLocation=Inline&kw_vduration=92″,”suggestionListUrl”:”/onward/video/playlist/section”,”vttThumbnailFileUrl”:”/onward/video/thumbnail/158117710.vtt”,”isPreload”:false} 100.000 Kinder werden pro Jahr Opfer sexueller Gewalt. In jeder Schulklasse sitzen 1-2 betroffene Mädchen und Jungen – und passieren kann es überall: In der Familie, der Schule, in sozialen Medien. Quelle: Die Welt Anzeige Zur Erstellung einer Klageschrift brauche man jetzt Aussagen von Zeugen und Betroffenen, heißt es in dem Aufruf, der auch auf der Homepage des Canisius-Kollegs geschaltet wurde. Das Problem: Viele Schilderungen von Opfern liegen bislang nur in anonymisierter Form vor. „Da es bislang nicht gelungen ist, die vorliegenden anonymisierten Zeugenaussagen konkreten Personen zuzuordnen, sucht das Kirchengericht nach Zeugen, die bereit und in der Lage sind, eine konkrete Aussage zu machen, beziehungsweise sich eine vorliegende Aussage zuordnen lassen“, heißt es in dem Aufruf. Das Bistum hofft jetzt, dass sich möglichst viele Opfer des Paters melden, um die Systematik des Missbrauchs darzulegen. „Es ist der Versuch, auch juristisch aufzuarbeiten, welches Unrecht hier geschehen ist“, sagt Bistumssprecher Stefan Förner. Hoffnung auf Strafe, „die ihren Namen verdient“ Anzeige Für die Opfer ist diese Entscheidung eine späte Genugtuung. „Wir begrüßen dieses Verfahren und hoffen, dass es auch gelingt, die systemischen und institutionellen Hintergründe aufzuhellen“, sagt Matthias Katsch, Sprecher des Betroffenenvereins Eckiger Tisch. Er will jetzt erreichen, dass die Opfer auch als Nebenkläger zugelassen werden, um über den Verlauf des weiteren Verfahrens Kenntnis zu erlangen. Lesen Sie hier, wie Matthias Katsch sein Martyrium im Canisius-Kolleg überlebte (exklusiv für Abonnenten) „Es ist wichtig, dass das Verfahren transparent ist und alle die Chance haben, sich zu beteiligen.“ Katsch hofft, dass R. eine Strafe bekommt, „die ihren Namen verdient“, und seinen Status als Priester verliert. „Ich möchte, dass er büßt. Das wäre auch ein wertvoller Beitrag zur Prävention. Denn wenn ein solcher Täter kein Stoppzeichen bekommt, wird er immer weitermachen. “ Nein, sagt Katsch, Hass spüre er nicht. Wohl aber Wut: „Ich bin wütend, weil er immer wieder mit allem durchgekommen ist.“ Der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, begrüßte das Verfahren als „wichtiges Signal“ an die Betroffenen. Er hoffe, dass es dadurch „endlich gelingt, die Strukturen und die schwerwiegenden Versäumnisse der Vergangenheit im Umgang mit pädokriminellen Tätern aus den eigenen Reihen auszuleuchten“, sagte Rörig der „Welt“. „Ich kann Betroffene nur ermutigen, sich beim Erzbistum Berlin zu melden und mit ihrer Aussage dazu beizutragen, dass jetzt schonungslos aufgearbeitet wird.“ Und auch im Canisius-Kolleg ist man froh, dass das Kirchengericht das Verfahren gegen R. weiterverfolgt. Rektor Pater Tobias Zimmermann sagte: „Zusammen mit der umfassenden Aufklärung im Jahre 2010 ist dies eine späte und überfällige Anerkennung des Unrechts, das den Opfern widerfahren ist.“ Das Konsistorium des Erztums Berlin bittet um Zeugenaussagen zu den von Pater Peter R. an Minderjährigen begangenen sexuellen Gewalttaten: Konsistorium des Erzbistums BerlinChausseestr. 128/12910115 BerlinTel.: (030) 30 67 38-0Fax: (030) 30 67 38-19E-05l: Konsistorium@erzbistumberlin.de

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