Die Mütter seiner Opfer waren überfordert und nahmen dankbar jede Entlastung an. Sie ahnten nicht, dass er seine sexuellen Neigungen ausleben wollte. Dennis C. galt als überaus ordentlicher Mann, der gut mit Kindern kann. Zehn Jahre lang blieb verborgen, was 454 Mal in seiner Wohnung in Hellersdorf geschah. Vor 18 Tagen wurde der 34-Jährige verhaftet und stand am Dienstag geständig vor Gericht. Er erhielt zwar eine Strafe von drei Jahren Haft, kam aber zunächst wieder frei. Seine vier Opfer waren zur Tatzeit drei bis zwölf Jahre alt. Er hatte sie über ihre Mütter kennengelernt. Zwei der Alleinerziehenden fand er über das Internet in einer „Singlebörse“. Für eine Beziehung mit den Frauen habe es nicht gereicht, sie hätten ihn langweilig gefunden, sagte der Angeklagte. Sie schöpften keinen Verdacht, als er sich um ihre Jungen bemühte. Als die Polizei im Herbst nach einem Hinweis seine Wohnung durchsuchte, gab sich C. völlig überrascht und stritt alles ab. Vor den Richtern legte er ein umfassendes Geständnis ab. „2005 habe ich gemerkt, dass ich mich zu Jungen hingezogen fühle“, sagte der Mann. Ihm sei klar geworden, dass er ein Problem hat. Aus Furcht, er könnte bekannt werden, habe er damals nichts unternommen. „Nun werde ich aber eine Therapie machen“, sagte er. In der Regel wirken sich Geständnisse gerade in Prozessen um sexuelle Gewalt erheblich strafmildernd aus, weil den Opfern dadurch oft quälende Befragungen vor Gericht erspart werden. C. gab die Vorwürfe nicht nur pauschal zu. Oft habe er die Kinder nach dem Duschen sexuell berührt, schilderte er. Viele Taten habe er als „Hygienekontrolle“ getarnt. Die Jungen hielten still. Vor allem Ronny, sein erstes Opfer, das zu Beginn sechs Jahre alt war. Später erduldete Ronny Oralverkehr. Mit 15 sagte er gegen C. aus. Der Angeklagte sagte, er habe den Jungen geliebt. „Es gibt keine erotische Liebesgeschichte zwischen Erwachsenen und Kindern, das sind immer Einbahnstraßen“, konterte der Richter. Der Angeklagte senkte den Kopf. Auch Ronnys Bruder hatte er angefasst. Der Dreijährige wollte bald nicht mehr bei C. bleiben. Ein weiterer Junge war vier Jahre alt, als sich Dennis C. als Betreuer anbot; der Sohn einer Nachbarin sechs Jahre alt. Dennis C. ist ein ruhig und freundlich wirkender Mann mit Vollbart und sanfter Stimme. Einen Beruf hat er nicht erlernt. Nach abgebrochener Lehre jobbte er ab und zu. Mehr Zeit sei nicht gewesen. „Ich war damit beschäftigt, mich um Ronny zu kümmern“, sagte er. Mehrfach beteuerte er Reue. „Er hat ein gewisses Maß an Empathie gezeigt“, schätzte der Staatsanwalt ein, der dreieinhalb Jahre Haft für den nicht Vorbestraften forderte. Milde Urteile gegen Kinderschänder sorgen häufig für Empörung. Eines war eine Bewährungsstrafe für einen geständigen 61-Jährigen, der seine Tochter in 280 Fällen missbraucht hatte. Auch im Prozess gegen C. wäre die Beweislage ohne ein Geständnis schwierig gewesen. Die Richter berücksichtigen, dass er seine Opfer „eher dezent“ berührt habe. Bis zur Ladung zum Strafantritt wurde er haftverschont. Das Gericht verhängte aber ein Kontaktverbot: „Kein Kind darf über Ihre Schwelle kommen.“
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