
Als Trainer einer Fußball-Jugendmannschaft soll er mehrere Kinder sexuell missbraucht haben: Im Prozess vor dem Landgericht Schweinfurt hat der 21-Jährige jetzt ein umfassendes Geständnis abgelegt. Das erspart den Kindern eine Aussage vor Gericht.
30.10.2020, 15:09 Uhr
Er sei Mitglied einer Sondereinheit und befreie Kinder aus den Fängen eines russischen Kinderporno-Rings: Mit dieser Masche soll ein ehemaliger Fußball-Trainer aus dem Landkreis Bad Kissingen seine Schützlinge gelockt haben, um an intime Aufnahmen zu kommen.
Anklage wegen schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern
Vor dem Landgericht Schweinfurt muss er sich nun wegen Vergewaltigung und zum Teil schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern verantworten. Zum Prozess-Auftakt hat der 21-Jährige “alle ihm zur Last gelegten Traten vollständig eingeräumt”. Das sagte Jürgen Scholl, der Anwalt von acht Nebenklägern, zum Bayerischen Rundfunk. Der Verteidiger des Angeklagten habe eine Erklärung seines Mandanten verlesen. Das bedeutet, dass nun keines der neun Kinder aussagen muss. Aus Sicht von Anwalt Scholl habe der ehemalige Jugend-Trainer eines Fußballvereins jedoch kein wirkliches Zeichen von Reue gezeigt. Stattdessen habe er vor allem über sein eigenes “schlimmes Leben” berichtet.
Prozess-Auftakt in Schweinfurt unter Ausschluss der Öffentlichkeit
Zum Prozess-Start war die Öffentlichkeit für die Zeit der Befragung des Angeklagten vom Gericht ausgeschlossen worden. Die Staatsanwaltschaft wirft dem jungen Mann vor, Kinder misshandelt und sexuell missbraucht zu haben. Die Misshandlungen sollen für die Kinder vielfach mit körperlichen Schmerzen verbunden gewesen sein. Die Staatsanwaltschaft wertet die schlimmsten angeklagten Fälle als Vergewaltigung und schweren sexuellen Missbrauch von Kindern. Darüber hinaus soll der heute 21-Jährige als Trainer einer Jugendmannschaft von seinen männlichen Schützlingen zwischen Oktober 2017 und Februar 2020 Nacktfotos gefordert zu haben. Die Kinder waren zu diesem Zeitpunkt zwischen elf und 14 Jahren alt.
Geschichte von Kinderporno-Ring erfunden
Um an die Dateien zu gelangen, soll der 21-Jährige laut Staatsanwaltschaft unter anderem die Geschichte eines russischen Kinderporno-Rings erfunden habe. Er selbst soll sich als Mitglied einer Sondereinheit der Polizei ausgegeben haben, die Kinder aus den Fängen des kriminellen Rings befreien wollte. Den betroffenen Kindern soll er erklärt haben, dass es dem Ring gelungen sei, die Handys der Kinder zu hacken. Bilder und Videos von ihnen seien so ins Internet gelangt. Für die Ermittlungen habe er selbst die Nacktaufnahmen der Kinder gebraucht, so der Vorwurf der Staatsanwaltschaft. Dabei soll er den Kindern Angst eingeflößt und mit einer drohenden Entführung durch den Kinderporno-Ring gedroht haben.
Der ehemalige Jugendtrainer soll den Kindern auch pornografische Bilder von unbekannten Frauen geschickt haben. Weiterhin soll er sie besucht oder von der Schule abgeholt haben.
Ehemaliger Fußball-Trainer wollte Erzieher werden
Die Eltern der neun Opfer treten als Nebenkläger auf. Bei dem Prozess soll auch ein psychiatrischer Gutachter gehört worden. Insgesamt sind sieben Prozesstage angesetzt. Nach Informationen des Bayerischen Rundfunks hatte der Angeklagte bis zu seiner Festnahme eine Ausbildung zum Erzieher absolviert – jedoch nicht in dem Ort, in dem er als Jugendtrainer tätig war.
Der Verdächtige aus dem Landkreis Bad Kissingen wurde Mitte Februar festgenommen und sitzt seitdem in Untersuchungshaft. Zuvor war der 21-Jährige den Behörden noch nicht wegen Sexualdelikten aufgefallen.