KINDESMISSBRAUCHVERHAFTETE TÄTER

Späte Strafe für britischen Vergewaltiger

London ⋅ Fünf Jahrzehnte lang hat sie der Mantel ihres Ruhms vor gerechter Strafe geschützt. Jetzt zieht sie die britische Justiz aber mit aller Härte zur Verantwortung. Am Donnerstag hat ein Gericht in Manchester einen weiteren prominenten Sexualstraftäter und Kinderschänder für Taten bestraft, die er vor Jahrzehnten begangen hatte. Das Gericht verurteilte den ehemaligen DJ Ray Teret zu einer Gefängnisstrafe von 25 Jahren. Der 73-jährige Teret müsse, merkte der Richter an, damit rechnen, den Rest seines Lebens hinter Gittern zu verbringen. Teret war zuvor von einer Jury für schuldig befunden worden, im Zeitraum der Jahre 1960 bis 1979 sieben Vergewaltigungen begangen zu haben und für elf Fälle von sexueller Belästigung verantwortlich zu sein. Die Opfer waren zum Tatzeitpunkt zwischen 13 und 15 Jahre alt. Im Verlauf des Gerichtsverfahrens meldeten sich vier weitere Frauen mit Klagen gegen Teret, die laut der Polizei derzeit untersucht werden.

Teret war in jener Zeit ein prominenter DJ in Discos und Klubs in Manchester. Er war ein Gefährte des damaligen BBC-Starmoderators und DJ Jimmy Savile, der sich im Laufe seiner langen Karriere nach Schätzung des Kinderschutz-Verbands NSPCC sowie nach heutigem Stand der Ermittlungen an mindestens 500 Kindern und jungen Frauen vergangen hat. Saviles Untaten waren vor zwei Jahren, ein Jahr nach seinem Tod, erstmals öffentlich aufgedeckt worden und haben eine Welle der Empörung, der Anklagen und der juristischen Strafprozesse gegen Prominente ausgelöst. Savile soll sich nach heutigem Stand der Ermittlungen im langen Verlauf seiner Karriere an mindestens 500 Kindern und jungen Frauen vergangen haben. Teret hatte gemäss der Anklage in einem Fall ein junges Opfer selbst zu Savile geführt, der es daraufhin vergewaltigte. Im Anschluss spendete Teret dem Mädchen zunächst Trost, um es dann selbst auch zu vergewaltigen.

Teret hat, wie der Richter bei der Urteilsverkündung festhielt, die Naivität seiner jungen Opfer und seinen Ruhm ausgenutzt, um sie zu missbrauchen. Die damals oft fehlende sexuelle Aufklärung und die einfachen sozialen Verhältnisse der Opfer, die sich von seinem Reichtum und Ruhm beeindrucken liessen, hätten die Übergriffe leicht gemacht. Das Scham- und Schuldgefühl der jungen Mädchen habe ihn vor der Aufdeckung geschützt. Die Urteilsverkündung wurde im Gerichtssaal von Applaus und Tränen begleitet. Viele der Opfer berichteten während des Verfahrens von lebenslangen Schäden.

Zum Thema

Lehren aus dem monströsen Fall des Kinderschänders Jimmy Savile

Der verstorbene BBC-Star Jimmy Savile geht als der bisher schlimmste Kinderschänder Grossbritanniens in die Rechtsgeschichte ein. Polizei und Staatsanwaltschaft wollen Lehren aus dem zu Lebzeiten unentdeckten Fall mit 450 Opfern ziehen.

Peter Rásonyi, London 11.01.2013

Related Articles

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *

Back to top button
Close