
0 Sie sind permanent gereizt, die Polizisten in diesem Dresdner „Tatort“. Man könnte auch sagen: Sie stehen unter Strom. Erst wegen des Kaffees, dann wegen des Papierkrams, und es wird nicht besser, als sie die Leiche des vermissten neunjährigen Rico finden, in einer Reisetasche an der Elbe. „Gibt es Anzeichen auf Missbrauch?“, fragt Kommissarin Karin Gorniak (Karin Hanczewski). Gerichtsmediziner Falko Lammert (Peter Trabner) keift giftig zurück: „Bis auf die Tatsache, dass der Junge halb nackt ist, meinen Sie?“ So geht das permanent in der Folge „Déjà-vu“, einem weiteren Krimi, der sich in die düstere Welt des Kindesmissbrauchs vorwagt. Es ist etwas kaputt in den Beziehungen der Menschen zueinander in Dresden und das kann auch das tolle Wetter und die barocke Kulisse nicht mehr kitten. Kaum eine Beziehung in diesem Film, die nicht zumindest einen Knacks hat: Die Kommissarin streitet mit ihrem Sohn und ihrem Liebhaber, der Vater des Toten mit seinem besten Freund und zwischen der Polizei und der Öffentlichkeit gibt es auch zumindest große Missverständnisse. Hauptkommissar Peter Michael Schnabel (Martin Brambach) wirft erst der Presse Rassismus vor und sucht dann noch Streit mit seinen Kollegen. Schnabels schlechte Stimmung hat auch mit dem Fall zu tun: Der tote Rico erinnert ihn an einen anderen Jungen, der 2014 verschwand: Jakob. Es wurde nie eine Leiche gefunden. Schnabel steht noch immer im Kontakt mit den Eltern des Jungen, konnte aber nie einen Fahndungserfolg vorweisen. Als Ricos Fall bekannt wird, meldet sich Jakobs Vater wieder und es sieht alles danach aus, dass es wirklich einen Zusammenhang gibt. Ein Schwachpunkt des Films: Wer Dresden kennt, wird es nur selten im Film wiederfinden. Nicht mal die Waldschlösschenbrücke wird benannt, obwohl sie inhaltlich eine Rolle spielt und seit der bundesweiten Debatte sowie der Aberkennung des Titels Unesco-Welterbe zur Berühmtheit wurde. Allein die wiederkehrenden Verweise auf besorgte Bürger und eine latente Ausländerfeindlichkeit, die sicherlich existiert in Sachsen, bringt aber noch nicht das Lokalkolorit, für das der Tatort so berühmt ist. Seite 24 Sonntag (28. Januar), ARD, 20.15 Uhr