3 Minuten Netzwerk von Bergisch-Gladbach : Verdacht auf Panne im Missbrauchsfall Im Missbrauchsfall von Bergisch Gladbach sollen zwei Verdächtige ihre Kinder getauscht haben. Foto: dpa/Marius Becker KÖLN/BERGISCH GLADBACH Der Fall sorgt seit Tagen für Entsetzen: Mehrere Männer sollen ihre eigenen Kinder missbraucht haben. Mindestens zwei der Verdächtigen sollen die Opfer untereinander getauscht haben. Nun spricht man erneut von gravierenden Ermittlungsfehlern. Teilen Tweeten Weiterleiten Drucken VON CHRISTOPH REICHWEIN UND THOMAS REISENER Rund ein Jahr nach Bekanntwerden der Ermittlungspannen im Missbrauchsskandal von Lügde haben NRW-Behörden möglicherweise in einem weiteren Fall von massivem Kindesmissbrauch Fehler gemacht. Nach Informationen der Rheinischen Post übergab die Polizei der Staatsanwaltschaft Kleve schon am 10. Juni Akten über einen mutmaßlichen Täter im Großraum Wesel. Festgenommen wurde der Soldat allerdings erst am 25. Oktober, als er im Zusammenhang mit den Ermittlungen zu dem mutmaßlichen Kinderschänderring rund um Bergisch Gladbach ins Visier der Kölner Staatsanwaltschaft geriet. Eine zwischenzeitliche Hausdurchsuchung bei dem Soldaten veranlasste die Staatsanwaltschaft Kleve offenbar nicht. Das geht aus Schriftwechseln hervor, die unsere Redaktion einsehen konnte, sowie aus Informationen aus Polizeikreisen. Deshalb steht die Frage im Raum, ob der Bergische Kinderschänderring, über den immer dramatischere Details bekannt werden, früher hätte enttarnt werden können. Genau diese Frage wollten weder die Staatsanwaltschaft Kleve noch das NRW-Innenministerium oder das NRW-Justizministerium beantworten und verweisen auf laufende Ermittlungen. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Kleve wollte sich aus gleichem Grund auch nicht dazu äußern, warum sie keine Wohnungsdurchsuchung bei dem Soldaten veranlasst und welche Maßnahmen sie stattdessen ergriffen haben. Gegen den Soldaten aus dem Großraum Wesel wurde im Juni offenbar lediglich eine Kontaktsperre verhängt, nachdem ein Krankenhaus in Geldern bei Kindern aus seinem Umfeld sexuellen Missbrauch festgestellt hatte. Das Innenministerium erfuhr nach eigenen Angaben erstmals am 25. Oktober von dem Fall. Das Justizministerium ließ die Frage danach unbeantwortet. Mehrere der bislang sechs Festgenommenen sollen auch ihre Opfer untereinander getauscht haben. Es gebe „sehr deutliche Hinweise“ darauf, „dass sich mindestens zwei der beschuldigten Männer die eigenen Kinder gegenseitig zugeführt haben“, sagte der Kölner Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer dem „Spiegel“. Nach einem Bericht des „Kölner Stadt-Anzeigers“ geht dies aus der Aussage eines Verdächtigen aus Krefeld hervor. Die Tochter des Beschuldigten hatte demnach den ersten Hinweis auf einen weiteren mutmaßlichen Täter geliefert. Auf Nachfrage der Polizei berichtete dann deren Vater, dass es sich um einen Bekannten aus Viersen handele, der ihm seine Nichte zugeführt habe. Dieser Mann sei der Onkel zweier Kinder, die mit ihrer Familie in Aachen lebten. Der Onkel übernachtete laut Angabe des Verdächtigen aus Krefeld zur Zeit der Vernehmung gerade dort bei seinen Verwandten. Noch in derselben Nacht fuhr die Polizei zu der Aachener Adresse und nahm den Verdächtigen fest. Gegen die Verwandten, bei denen der Viersener festgenommen wurde, besteht laut „Stadt-Anzeiger“ noch kein Tatverdacht. Ende Oktober war bei der Durchsuchung der Wohnung eines 42-Jährigen in Bergisch Gladbach umfangreiches Datenmaterial sichergestellt worden, das unter anderem schweren sexuellen Kindesmissbrauch zeigen soll. Die bislang bekannten neun Opfer sind zwischen unter einem und zehn Jahren alt – es handelt sich überwiegend um Kinder oder Stiefkinder der Verdächtigen. Einer der sechs Festgenommenen ist nach Informationen unserer Redaktion der Soldat aus dem Großraum Wesel. Der Kölner Polizeipräsident Uwe Jacob vermutet, dass es wahrscheinlich noch mehr Opfer und Täter gebe. Denn die Verdächtigen hätten in Chat-Gruppen mit bis zu 1800 Mitgliedern kinderpornografische Fotos ausgetauscht. Im Fall Bergisch Gladbach geht Innenminister Herbert Reul (CDU) mit einem massiven Aufgebot gegen die mutmaßlichen Täter vor: Bei neun Durchsuchungen stellten die Behörden zehn Terabyte Daten sicher. 153 Bedienstete sind an den Ermittlungen beteiligt. Zum Vergleich: In Lügde waren in der Spitze rund 90 Beamte im Einsatz. (dpa)
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