Fulda/Hünfeld – Der 57-Jährige, der seit Dienstag vor dem Fuldaer Landgericht als Angeklagter wegen mehrfachen sexuellen Missbrauchs von Kindern sitzt, hat heute einen Großteil der ihm zur Last gelegten Verbrechen gestanden. Er habe die sechs und sieben Jahre alten Jungen missbraucht, jedoch hätten nicht alle von der Staatsanwaltschaft aufgeführten sexuellen Praktiken stattgefunden. Den sexuellen Missbrauch des 13-jährigen Jungen streitet er ab. Vor dem Fuldaer Landgericht erklärt er, wie er sich das Vertrauen der Eltern und der Kinder erschleichen konnte.
Der 57-Jähriger zeigte sich gegenüber seinen Nachbarn als freundlicher, hilfsbereiter Mann. Als die Nachbarin Hilfe bei einem behördlichen Schreiben benötigte, war er zur Stelle. Als sie kein Geld für den Verein des Sohnes hatte, sprang er gerne finanziell ein. Und die Jungen waren auch gerne bei ihm zu Besuch – bei dem netten Nachbarn mit den vielen Hunden, einer Art Ersatzvater. „Ihr Vertrauen habe ich ausgenutzt”, gesteht der 57-Jährige vor dem Fuldaer Landgericht. Etliche Male übernachteten der sieben und sechs Jahre alte Junge bei ihm, und mehrere Male kam es zu sexuellen Handlungen. Doch damit nicht genug. Der Hünfelder fotografierte auch noch die Jungen während des Missbrauchs, weil er die Bilder anschließen verkaufen wollte. Er wolle Modelbilder machen, sagte er den kleinen Jungen anfangs, zuerst teilweise bekleidet von Kindern, dann völlig nackt. „Sie haben nicht das Böse darin gesehen, was es eigentlich ist”, sagt der Angeklagte. Ein sexuelles Interesse habe er aber nicht an den Jungen gehabt. Seine Erektion, die auf den Bildern zu sehen ist, sei „keine echte” gewesen. Mit ruhiger Stimme geht der Angeklagte auf die sexuellen Handlungen ein. Während seinen Ausführungen weinen einige Zuschauer, einem Anwalt der Nebenklage stehen Tränen in den Augen. Kinderpornos als „Muster” heruntergeladen Die Idee, die Bilder zu machen, habe er aus den Nachrichten, erklärt er. Wieso die Kripo Kinderporno-Bilder auf seinem Computer fand, erklärt er folgendermaßen: Er habe die Fotos als „Musterbilder” heruntergeladen. Für sein Projekt habe er wissen wollen, was bei den Konsumenten von Kinderpornografie gefragt ist. Den späteren sexuellen Missbrauch des mutmaßlich dritten Opfers, einem 13-Jährigen, streitet der Angeklagte allerdings ab. In der angeblichen Tatnacht sei er „100 Prozent” nicht bei ihm gewesen. Seine mittlerweile erwachsene Tochter wurde als Kind selbst Opfer von Missbrauch. Täter war damals der Bruder des Angeklagten. „Er hat damals eine Strafe verdient, nun habe ich eine Strafe verdient”, erklärt der 57-Jährige. Nach der Aussage des Angeklagten werden die Eltern und die Kinder unter Ausschluss der Öffentlichkeit befragt. Für den Fall wurden drei Prozesstage anberaumt, das heißt am Donnerstag, 15. Januar, könnte bereits das Urteil fallen. fuldaerzeitung.de hält Sie auf dem Laufenden. Erfahren Sie hier mehr über den ersten Verhandlungstag: Anklage gegen mutmaßlichen Kinderschänder aus Hünfeld verlesen.